Auch in diesen Wochen in Griechenland, meine Begegnung mit Sean Connery.
Mein Mutter wollte ein abgelegens Kloster in dem Geröll nahe der Albanischen Grenze sehen, ich habe vergessen wie der Ort hieß.
Sie passte nicht auf, und verpasste damit den Bus. Es war sehr heiß, wir hatten den Wasserbeutel, so einen aus Leder, der faltbar war, schon leergetrunken, und es war nirgendwo ein Baum oder Unterstand.
Ein Esel ist langsam an uns vorbeigetrottet auf der Schotterpiste, daran erinnere ich mich.
Niemand war zu sehen. Bei sicher 43 Grad an dem noch heißen Nachmittag.
Irgendwann tauchte ein Jeep, beladen mit Leuten, auf. Er stoppte, wohl fragte der Mann von den Partyleuten, was unser Problem sei.
Er und seine Leute brachten uns mit in die Stadt, es war Tessaloniki glaube ich, kann aber auch eine andere sein.
Als wir ausstiegen und der Mann die Klappe hinten am Auto - es war inzwischen dunkel - nachdem wir unsere Rucksäcke rausholten, zumachte - unser leeres, ledernes Wasserbehälternis haben meine Mutter und ich nicht gesehen in der Dunkelheit und es verblieb im Jeep - stand der Mann gegen die belebte Straße, viele Autos, Lichter, und der Mann lächelte ein großes Lächeln zum Abschied. Das habe ich erkannt.
(und ich kann ja Gesichter nicht gut wiedererkennen, aufgrund meiner Prosopagnosie/Gesichtsblindheit, so wie ich auch Melodien/Notenabläufe und auch den genauen, exakten Wortlaut eines gesprochenen oder geschriebenen Satzes nicht erinnern kann. Das Wesen und den Inhalt absolut, aber nicht die exakte Wiedergabe. Es ist mir nicht möglich. Es ist das Gegenteil von fotografischem Gedächnis, genauso "unnormal" wie das sogenannte "absolute Gehör" mancher Menschen, nur auf dem anderen Ende.
Das hat nichts mit IQ-Verlust zu tun, sondern ist ein spezifische Besonderheit eines Gehirns. Ich kann die Erscheinungen wahrnehmen sehr gut, aber nicht exakt erinnern, da sich der Moment nicht speichert. So laufe ich immer wieder an Leuten vorbei, mit denen ich mich schon unterhalten habe, und diese meinen dann, ich sei dämlich und so weiter. Dummes Pack ben, dass seinen Vorurteilen fröhnt.
Das Vergessen führt bei mir aber zu höherer Sensibilität für den aktuellen Moment. Ich erfasse ihn nachhaltig in seiner Bedeutung.)
Meine Mutter fragte mich entgeistert, ich weiss es genau, denn es war nur kurz, das kann ich mir sogar merken: Ist er das gewesen?
Man wird ja auch nicht jeden Tag von James Bond aus einer gefährlichen Situation gerettet, und diese Lächeln ist wirklich eine Offenbarung.
Normal werde ich angeschrien und blöd angemacht. Was ich nicht jeden Tag an Hass von dem Menschendreck erfahre.
Jeden Tag: Votze. geh mir aus dem Weg. Bist zu blöd zum scheißen, Dich sollte man vergasen - und so weiter - Menschenmüll wohin man sieht.
Sean Connery hatte so etwas Dreckiges nicht nötig.
Der sah nur eine Frau mit Kind in einer Geröllwüste bei 43 Grad Sonne, und hat sich spontan als Helfer engagiert. Locker und fröhlich, mit seinen Leuten, die viel miteinander lachten, das ist alles was ich von der Fahrt erinnere. Wir saßen hinten, es war ein großer Jeep. Es war dunkel als wir in der Stadt eintrafen. Dann seine Höflichkeit und das große Lächeln.
Ich denke, das war sein eigentliches Talent, dieses enorme Lachen.
Man sieht es auch in Interviews. Es ist sehr entwaffnend.
Er hatte ja eine sehr harte Kindheit und musste schon mit 14 Jahren arbeiten als Milchausfahrer in Edinburgh, immer nahe am Zugrundegehen. Da lernt man die innere Härte und das Strahlende, wenn man sich retten kann und durchkommt. Man lernt das Leben.
Der ganze Wohlstandsmüll von heute mit ihrem dreckigen, diskriminierenden, menschlich unfähigem Verhalten ist bereit für den Untergang, und das ist auch gut so.
Er drehte damals Highlander in einer Wüstenlandschaft Griechenland/Albanien, so war er grade in der Nähe zu uns/mir.
Griechenland 1986